Selbstversuch: Aus dem Smart Home eines Hamburger Journalisten

Die Zwei-Zimmer-Wohnung, in der Datenjournalist Marco Maas und seine Lebensgefährtin in Hamburg wohnen, ist ein echtes Smart Home. Von den Lampen über die Heizung bis zum Türöffnersystem ist hier alles vernetzt, miteinander, mit Marcos Handy, mit dem Internet und natürlich auch mit allen möglichen Servern irgendwo auf der Welt. Wie lebt es sich in so einem digitalen Zuhause?

Die Zwei-Zimmer-Wohnung, in der Datenjournalist Marco Maas und seine Lebensgefährtin in Hamburg wohnen, ist ein echtes Smart Home. Von den Lampen über die Heizung bis zum Türöffnersystem ist hier alles vernetzt, miteinander, mit Marcos Handy, mit dem Internet und natürlich auch mit allen möglichen Servern irgendwo auf der Welt. Wie lebt es sich in so einem digitalen Zuhause?

Düsseldorf. Angefangen hat alles mit drei per Handy bedienbaren Lampen. Die hat Marco Maas mit Bewegungsmeldern kombiniert. „Das hat als Spielerei gestartet. Ich bin ein Technik-Nerd. Ich habe Spaß am Basteln und daran, dass solche Dinge funktionieren“, sagt er rückblickend. Heute, drei Jahre später, hat der Journalist rund 130 smarte Anwendungen von etwa 20 verschiedenen Herstellern in seinem Wohnumfeld installiert und auch gleich ein zweites Funknetz eingerichtet, damit nicht alle Daten, die diese Geräte produzieren, über den normalen WLAN-Anschluss fließen. Die Haussteuerung, die Router und unglaublich viele Kabel und Stecker – das alles passt in ein kleines Regal in der Ecke.

Komfort und Effizienz beeindrucken

„Ich wohne in einer Mietwohnung. Wir reden also ausschließlich von Technologie, die man nachträglich ein- und auch wieder ausbauen kann“, erklärt Marco Maas. Die meisten seiner High-Tech-Helfer will er heute nicht mehr missen. Wenn der Innenraumsensor der Wetterstation einen Anstieg des Kohlendioxidgehalts der Luft registriert, verändert eine der Lampen im Wohnzimmer ihre Farbe – es ist Zeit zum Lüften.

Oder: Die Heizung reagiert, sobald ein Fenster auf- oder zugemacht wird. „Solche Anwendungen sind angenehm, komfortabel, oft auch effizient. Am meisten Freude hat mir jedoch tatsächlich unsere Bettunterlage gemacht.“ Kein Wunder – sie ist einer der Alleskönner unter den smarten Anwendungen. Wenn Marco sich auf seiner Matratzenseite ins Bett legt, werden Licht und Heizung im Schlafzimmer in Ruhezustand versetzt.

Kommt seine Freundin auf ihrer Seite dazu, so ist das für den Rest der Wohnung das Signal zur Nachtruhe. Im Laufe der Nacht protokolliert die Unterlage das Schlafverhalten der Nutzer, samt Zahl der Atemzüge oder Drehungen im Bett. So kann sie die Schläfer am Morgen durch Vibration genau dann wecken, wenn sie in einer Schlafphase sind, in der es gut ist aufzuwachen.

Datenströme beängstigen

Diese Wohnung ist für den Datenjournalisten so etwas wie ein Feldexperiment. Mit seiner zehnköpfigen Firma Datenfreunde GmbH und OpenDataCity wertet er die Daten aus der Wohnung aus, verarbeitet seine Erkenntnisse journalistisch. „Für mich war ein gewisses Aha-Erlebnis, als ich mal verschlafen habe, das Telefon in die Hand nahm, um meinen Kollegen als Notlüge zu erzählen, dass mir eine Telefonkonferenz dazwischengekommen sei, und mir dann einfiel, dass sie ja meine Daten sehen und wissen, dass ich erst vor zehn Minuten ins Bad gegangen bin.

In dem Moment stand mir überdeutlich vor Augen, wie transparent ich eigentlich bin. Das mag naiv klingen – aber für mich war das beängstigend.“ Über Erlebnisse wie dieses spricht Marco Maas viel, in Interviews und bei Veranstaltungen. Er sieht sich dabei als ein Prophet – jemand, der Bewusstsein schaffen will sowohl dafür, dass smarte Technologie viel und auch viel Gutes leisten kann, als auch dafür, dass dabei eine schwer vorstellbare Menge an Daten entsteht. Und dass es wichtig ist, mit diesen Daten verantwortungsvoll umzugehen.

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