Jobverlust durch Corona: Für Studenten wird es am Wohnungsmarkt schwierig

Studierende haben es auf dem Wohnungsmarkt nie besonders leicht, doch die Corona-Pandemie hat die Lage für viele prekär werden lassen. Schätzungsweise 40 Prozent der Studierenden haben ihren Nebenjob verloren, das BAföG deckt die Mieten fast nirgendwo in Deutschland, Wohnheimplätze gibt es für die Wenigsten und zu wenig Neubau verhindert moderatere Mieten.

Studierende haben es auf dem Wohnungsmarkt nie besonders leicht, doch die Corona-Pandemie hat die Lage für viele prekär werden lassen. Schätzungsweise 40 Prozent der Studierenden haben ihren Nebenjob verloren, das BAföG deckt die Mieten fast nirgendwo in Deutschland, Wohnheimplätze gibt es für die Wenigsten und zu wenig Neubau verhindert moderatere Mieten.

Köln. Studierenden fällt es bedingt durch die Corona-Pandemie zunehmend schwer, ihre Studentenbude zu finanzieren. Rund 40 Prozent der Studenten haben durch die Pandemie ihren Nebenjob verloren – schließlich jobben die angehenden Akademiker oft in Gastronomie, Messe- und Eventbranche, die allesamt durch die Pandemie massive Geschäftseinbrüche erlebt haben. Rund 22 Prozent der Studenten sind so in ernsthafte finanzielle Not geraten, 22.000 haben bereits ein Darlehen aus dem Notfallfonds des Bundes beantragt, wie aus Medienberichten hervorgeht.

Bei den Mieten gibt es dagegen keine Corona-Delle, wie der Studentenwohnreport zeigt, der jetzt von der Finanzberatung MLP und dem Institut der Deutschen Wirtschaft Köln (IW) vorgestellt worden ist. „Corona hatte kaum Auswirkungen auf die Mietpreise“, sagte IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer dem Kölner Stadt-Anzeiger. „In den meisten Standorten sind die Preise weiter gestiegen.“

Im Bundesdurchschnitt lag der Anstieg bei 7 Prozent, stellt der Studentenwohnreport fest. Den Grund für die stabile Preisentwicklung sehen die Macher der Studie darin, dass Studierende auf dem Wohnungsmarkt für kleine, sehr preisgünstige Wohnungen Konkurrenz durch Menschen bekommen haben, die sich durch pandemiebedingte Einkommenseinbußen jetzt im nächst günstigeren Marktsegment umsehen.

Zu wenig Neubau, kaum Wohnheimplätze

Das hat nach Ansicht der Experten die Entlastung aufgewogen, die der Markt für Studentenwohnungen dadurch erlebt haben dürfte, dass an den Hochschulen dieses Jahr bislang vorwiegend online gelehrt wird. Besonders ungünstig wirkt sich die hohe Nachfrage deshalb auf die Mietpreise aus, weil in vielen Hochschulstädten zu wenig gebaut wird. „Köln fällt besonders auf, weil die Bautätigkeit sehr schlecht ist“, sagte Voigtländer dem Kölner Stadt-Anzeiger. In der Domstadt würden lediglich halb so viele Wohnungen gebaut, wie nötig. Das Umland könne das nur teilweise auffangen.

Nicht in die Studie einbezogen wurden die Mietpreise der Studentenwohnheime. Hier sind die Studenten zwar ohne Konkurrenz, die Meisten bekommen jedoch aufgrund knapper Wohnheimkapazitäten dort keinen Platz. Beispielsweise gibt es in Köln aktuell 5.000 Plätze in 90 Studentenwohnheimen, wie der Kölner Stadt-Anzeiger unter Berufung auf das Studentenwerk schreibt. Davon würden jährlich 3.000 Plätze frei, für die insgesamt 10.000 Mietanfragen von Studierenden eingingen. Es bekommen also 70 Prozent der Studenten eine Absage vom Studentenwerk. Sie landen auf dem freien Mietwohnungsmarkt.

BAföG reicht in München nur für 15 Quadratmeter

Dort sind ihre Perspektiven zumindest in Nordrhein-Westfalen noch vergleichsweise günstig. Für eine 30 Quadratmeter große Studentenbude zahlt man in Köln im Schnitt 492 Euro, in Bonn 480, in Düsseldorf 428, in Bochum und Münster je 365 und in Aachen 313 Euro. Das ist weit weg von den Spitzenwerten, die anderswo erreicht werden. In München kostet die gleiche Musterwohnung 724 Euro im Monat, in Stuttgart sind es 562 und in Freiburg 550 Euro. All diese Werte verstehen sich als Warmmieten. Allerdings, vom BAföG allein können die Studenten auch die NRW-Preise kaum bezahlen: Nur 325 Euro Wohnzuschlag sind im BAföG-Höchstsatz einkalkuliert.

Von diesen 325 Euro können sich die Hochschüler in München gerade einmal 15 Quadratmeter leisten, wie der Studentenwohnreport errechnet – allerdings auf Basis der durchschnittlichen Kaltmieten. Unter Einbeziehung der Warmmiete fällt die Fläche also noch geringer aus. In Köln sind dagegen für die BAföG-Empfänger immerhin 24 kalte Quadratmeter drin, in Bonn, Düsseldorf und Münster 27. Das sind schon deutlich realistischere Größenordnungen, in Aachen sind 31 und in Bochum sogar knapp 40 Quadratmeter drin. Das liegt dann sogar über der von der Studie angenommenen Beispielwohnung. In NRW sind die Verhältnisse also noch nicht so dramatisch wie in Süddeutschland.

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.

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